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Ev. Kirchengemeinde Eppenrod

mit Ettersdorf, Giershausen, Görgeshausen, Heilberscheid, Isselbach, Nentershausen, Niedererbach, Nomborn und Ruppenrod

 

 

Marienkirche Eppenrod

Ev. Marienkirche Eppenrod

Kirchengemeinde Eppenrod
Kirchengemeinde Eppenrod

Die Kirche in Eppenrod ist das älteste bestehende Gebäude unserer Kirchengemeinde. Untersuchungen zu Folge wurde der Turm im Jahr 1192 erbaut. Der Dachstuhl des romanischen Chorraums mit seinem 5/8-tel-Schluss und dem Kreuzrippengewölbe lässt sich auf das Jahr 1263 datieren. Rechts und links befinden sich zwei kleine Nischen; sie waren ursprünglich mit Türen versehen und dienten als Aufbewahrungsort für liturgisches Gerät und als Tabernakel. Links im Altarraum befindet sich eine große Nische, die als Priestersitzt gedient haben könnte. Auf der gegenüberliegenden Wand ist die in Stein gehauene Gewandung einer Tür zu erkennen. Sie könnte einmal zu einer Sakristei geführt haben oder der Eingang für den Priester gewesen sein.

Die während des dreißigjährigen Krieges entstandenen Schäden am Schiff der Kirche wurden Ende des 17. Jahrhunderts behoben. Dabei vergrößerte man die Fenster im Schiff, eine Spiegeldecke wurde eingebaut und das Dach erhielt einen neuen Dachstuhl (1681), der in der Höhe dem Chorraum angepasst wurde. Innen wurden Emporen eingezogen: im Altarraum die Orgelempore, im Schiff eine dreiseitige Empore, die bis ins 20. Jahrhundert hinein als "Männerbühne" galt.

Die Einrichtung des Altarraums wurde "evangelisch": Über dem Altartisch, an dem sich die Gemeinde zum Abendmahl versammelt, befindet sich die Kanzel. Die Verkündigung des Evangeliums rückt damit nicht nur theologisch sondern auch optisch ins Zentrum. Darüber erhebt sich die Orgelempore mit der Orgel. Sie lässt das Lob Gottes erklingen, das zum Himmel steigt.

Die einmanualige Orgel mit Pedal (25 Tasten), ein Instrument aus der Werkstatt des Orgelbaumeisters Karl Horn in Limburg, wurde 1906 in das alte, barocke Gehäuse eingebaut. Am 23. September 1907 wurde sie unter großer Beteiligung der Gemeinde eingeweiht. Das Instrument verfügt über 9 Register, davon 7 klingende, die sich wie folgt verteilen:

 

HAUPTWERK     PEDAL
PrincipalSubbass16´
Gedackt
GambaKOPPELN
SalicionalPedalkoppel
OctaveSuperoctavkoppel
Flöte

Das Gehäuse wird gekrönt von dem Allianzwappen der ehemaligen Patrionatsherren von Waldeck-Pyrmont und den beiden Wappentieren Tanzbär und Einhorn.

1917 wurden die Prospektpfeifen zu Kriegszwecken beschlagnahmt und eingeschmolzen, wie auch die drei Glocken der Eppenröder Kirche. Die abgelieferten Glocken trugen folgende Inschriften:

1."Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren - gestiftet von der Zivilgemeinde 1899", gegossen 1899 von Rincker in Sinn.

2."Höre meine Stimme wenn ich rufe" gegossen 1911 als Ersatz für eine schadhafte Glocke mit gleicher Inschrift aus dem Jahr 1730.

3."ORA*PRO*NOBIS*BEATA*VIRGO*MARIA*UT*DIGNI (13. Jahrh.).

Nach dem 1. Weltkrieg wurde ein neues Geläut aus Stahl von dem "Bochumer Verein für Burgbau- und Gußstahlfabrikation" in Bochum angeschafft und am 15. Januar 1922 feierlich eingeweiht. Es besteht aus drei Glocken, de heute noch zu Gottesdienst und Gebet rufen:

  1. "Christus ist unser Leben", Ton Fis, 1260 mm Durchmesser, 832 kg schwer
  2. "Höre des Herrn Wort", Ton A, 1016 mm Durchmesser, 449,5 kg schwer
  3. "Bete und arbeite", Ton C, 890 mm Durchmesser, 311 kg schwer

1928 erfolgte eine grundlegende Renovierung der Kirche, bei der neue Bänke und eine Holzwand zur Sakristei angeschafft wurden, dazu ein neuer Ofen. Im Altarraum wurden zwei bleiverglaste Motivfenster eingebaut. Das Fenster auf der Nordseite trägt die Inschrift: "Der Same ist das Wort Gottes." Abgebildet ist ein Sämann, der die Saat auf den Acker ausstreut. Im Hintergrund sind die Eppenröder Kirche und das Pfarrhaus zu sehen. Das gegenüberliegende Fenster auf der Südseite bildet eine Schnitterin ab, die mit der Sichel das Getreide erntet. Darunter steht zu lesen: "Unser tägliches Brot gib uns heute." Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er braucht beides zum Leben: Brot und Gottes Wort.

Links vor dem Chorraum befindet sich ein Relief aus Keramik, das eine Lilie als Symbol für Maria vor einem aufgeschlagenen Buch, die Verheißungen des Propheten, darstellt. Auf den Seiten ist der Beginn des Magnifikats, des Lobgesangs der Maria zu lesen:

"MAGNIFICAT ANIMA MEA DOMIUM ET EXULTAVIT SPIRITUS MEUS IN DEO SALUTARI MEA." (Luk. 1, 46-47) 

"Meine Seele erhebet den Herrn und mein Geist freuet sich Gottes meines Heilandes."

Maria, ganz verwurzelt in den Schriften des alten Bundes, wird zum Werkzeug für das Erlösungswerk Gottes in Christus. Dies Relief, ein Werk der Keramikmeisterin Sieglinde Müssig-Jarnicki aus Eppenrod (1998), erinnert daran, das die Eppenröder Kirche vor der Reformation der Maria geweiht gewesen ist. Erzählungen zu Folge soll die Marienfigur, die heute in der Katholischen Kirche in Nentershausen zu sehen ist, bis zur Gegenreformation der Kirchengemeinde Eppenrod gehört haben. Anlässlich ihres 825. Geburtstages hat die Kirchengemeinde ihrer Kirche den Namen "Marienkirche" zurückgegeben. Seitdem trägt sie stolz ihr Namensschild neben dem Eingang. Zu erwähnen ist noch die im Jahr 2003 wiederentdeckte und restaurierte Altarbibel, die im Jahr 1693 in Frankfurt/Main gedruckt wurde und die am 1. Mai 1702 der Kirchengemeinde durch Ernestine Charlotte Prinzessin zu Nassau Dillenburg, verwitwete Fürstin zu Nassau Siegen geschenkt wurde. Die Bibel mit dem Luthertext wird an Festtagen zur Schriftlesung im Gottesdienst benutzt.

Ev. Kirche Isselbach

Im Zentrum Isselbachs liegt die kleine Filialkirche der Gemeinde Eppenrod. Sie ist ein einschiffiges Kirchlein mit einem dreiseitigen Chor mit Kreuzgratgewölbe und einem spätgotischen Dachreiter. Ihr Alter lässt sich nicht genau feststellen. 1327 wird in einer Urkunde die Verwendung des Zehnten für die Capella zu Isselbach und Ruppenrod erwähnt, jedoch ist nicht klar, ob die Kapelle bereits bestand oder erst gebaut werden sollte, ob es sich um das heutige Gebäude oder einen Vorgängerbau handelte.

Eine Untersuchung der Eichenbalken von Dachstuhl und Kirchturm ergab, dass Beide im Jahr 1519 errichtet wurden. Die Kapelle selbst stammt noch aus vorreformatorischer Zeit. Die beiden Nischen im Chor zeugen davon: auf der linken Seite befindet sich eine Sakramentsnische (Tabernakel), in der Abendmahlsgerät und auch geweihte Hostien untergebracht waren. Rechts neben dem Altar befindet sich eine Piscina, eine Nische mit Ablagebord und einem Haken, an dem ein Weihwassergefäß hing. Der Boden der Piskina ist nach hinten zu abfallend. Dort konnten geweihtes Wasser wie Taufwasser und Wasser von der Reinigung des Kelches ausgeschüttet werden. Es versickerte im Bruchsteinmauerwerk der Kirche. Vor der Reformation gab es noch keine Bänke und Emporen, keine Kanzel und keinen Holztisch. Der Altar bestand aus Stein und enthielt eine Reliquie, durch die er geheiligt war.

Über dem Chorbogen ist vom Altar aus ein Balkenkopf zu sehen. Dieser Balken setzte sich ursprünglich im Kirchenschiff fort und trug die Decke. Er wurde nach unten abgestützt durch eine Säule, die von oben das Gewicht des Dachreiters trug.

Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte sich unter der Witwe des Grafen Peter Melander aus Holzappel die Reformation im Kirchspiel Eppenrod durch, zu dem inzwischen auch Isselbach gehörte. Sie ließ 1681 die Kriegsschäden an der Kirche in Eppenrod beseitigen und gestaltete den Innenraum evangelisch. 1700 geschah dies auch in Isselbach. Dort war ein erheblicher Eingriff in die Statik des Gebäudes nötig, um die Kirche mit Bänken und Emporen auszustatten: Der Unterzug und die Säule störten, sie wurden entfernt und die Decke an einem Längsüberzug aufgehängt. Zudem wurde im Dach ein Sprengwerk zur Ableitung der Kräfte auf das Mauerwerk eingebaut. Dabei wurde eine der Streben entfernt, die den Turm seitlich abstützte. Hierdurch neigte sich der Turm in den kommenden Jahrhunderten zum "schiefen Turm von Isselbach".

1760 war der Chor der Kapelle baufällig. Er hatte tiefe Risse bekommen und drohte auseinander zu brechen. 1765 erfolgte eine Maßnahme zu seiner Rettung, die bis heute ihren Zweck erfüllt: Man legte über die Mauerkrone im Chorraum ein Balkengitter, an dem die Außenwände mit Kreuzankern befestigt wurden.

1934 erfolgte eine grundlegende Renovierung, bei der die kleinen Fenster im Schiff vergrößert wurden. Durch einen Anbau im Westen wurde der Eingang auf die Nordseite der Kirche verlegt. Hierdurch wurde auch das Platzangebot auf der Empore vergrößert.

Heute stellt sich die Kirche in Isselbach dem Betrachter in ihrer schlichten Schönheit als eine evangelische Kirche reformierter Prägung dar: Es gibt keine bildliche Darstellung, auch kein Kruzifix. Nur im Deckengewölbe des Altarraums gibt es eine einfache Darstellung von Gottes segnender Hand. Der Altar ist keine Opferstätte, sondern der Tisch des Herrn, an dem sich die Gemeinde zum Abendmahl versammelt. Im Zentrum steht die Kanzel, von der aus das Wort Gottes für die Gemeinde ausgelegt wird.

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